Seepferdchen
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Meerwasseraquaristik
Seepferdchen in der Meerwasseraquaristik

Ein reich illustriertes Nachlagewerk für den Seepferdchenhalter vom Anfänger bis hin zum Züchter.
© 2001 Ben R. G. Kimmich       letztes Update 17.12.2017

Seepferdchenarten Geschlechtsunterschiede Paarung Natürliches Umfeld
Haltung Das Seepferdchenaquarium (Becken/Technik) Einrichtung Vergesellschaftung Feinde Futter Krankheiten Kauf
Nachzucht Wasserqualität Strömung Futter Grünwassermethode Artemianauplien Angereicherte Artemien Mysis

Vorwort

Da Seepferdchen vom Aussterben bedroht sind, wurden sie im Mai 2004 durch das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES geschützt. Im Anhang 2 aufgeführt unterliegt ihr Handel einer strengen Kontrolle. Für Importe oder Exporte muss eine Bewilligung eingeholt werden. Von dieser Bewilligungspflicht ist lediglich der Handel mit Nachzuchten innerhalb bestimmter Gebiete z.B. der EG ausgenommen.
Die grösste Nachfrage geht von der Traditionellen Chinesischen Medizin aus, wofür weltweit jährlich gegen die 100 Mio. Seepferdchen gehandelt werden. Der Lebendtierhandel für die Aquaristik ist mit weltweiten 5 Mio. Exemplaren bereits deutlich abgeschlagen und die restliche Mio. Exemplare wird zu Souvenirs und anderem. Unter diesem Aspekt ist die Nachzucht von Seepferdchen ein wichtiger Schritt in der Erhaltung dieser Tierart.

Die sanftmütigen Ungeheuer verstehen es ganze Völker in ihren Bann zu ziehen. Wer einmal Seepferdchen gehalten hat, verliebt sich unweigerlich in sie. Mein Dank gilt deshalb Alexandra, die mein zeitintensives Hobby tatkräftig unterstützt.

Seepferdchen auf römischer Münze des Gallienus

Allgemeine Infos

Seepferdchen (hippocampus) sind Fische. Sie gehören zur Familie der Seenadeln (Syngnathidae), zu welchen auch die Nadelpferdchen und die Fetzenfische gehören.
Seepferdchen sind fast in allen Meeren anzutreffen. Von den tropischen Regionen bis hin zu den gemässigten Regionen.
Das besondere an den Seepferdchen ist ihre aufrechte Schwimmweise. Ihr Kopf gleicht dem eines Pferdes und ihr Schwanz dem einer Raupe. Aus diesem Grund erhielten sie den lateinischen Namen Hippocampus.
Seepferdchen manövrieren in erster Linie mit den kleinen Flossen am Kopf, die wie Ohren des Pferdekopfs aussehen. Des Weiteren haben sie noch eine Flosse am Rücken und ein winziges Flösschen unter der Brust. Besonders markant ist der Umstand, dass sich Seepferdchen mit dem flossenlosen Schwanz auch bei starker Strömung festhalten können. Sie bewegen den Schwanz nicht wie die anderen Fische seitwärts sondern rollen ihn nach unten. Sie erreichen beim festhaltenden Umwickeln eine Kraft, die für ihr Gewicht beeindruckend ist.

Seepferdchenarten

Gut 70 Seepferdchenarten sind wissenschaftlich erfasst und immer wieder werden neue entdeckt. Aus aquaristischer Sicht ist die Unterteilung der Seepferdchen in die tropischen und subtropischen Arten von Bedeutung. Die Tropischen Arten lassen sich gut im Wohnzimmer bei 24°C halten. Die subtropischen Arten hingegen vertragen diese Temperaturen nicht gut und sollten bei 22°C gehalten werden. Die Seepferdchen der gemässigten Zonen wiederum gedeihen am besten bei maximal 20°C. Wer den Aufwand nicht scheut und das Becken herunterkühlen möchte, der sei sich der Tatsache bewusst, dass sich dann am Aquarium immer Kondenswasser bilden wird.
Daneben macht auch die Unterscheidung nach der Grösse Sinn. Seepferdchen werden je nach Art nur gut einen Zentimeter gross bis hin zu etwa 35 Zentimetern. Die ersten nennt man Zwergseepferdchen. Sie können in kleinen Aquarien gehalten werden und stellen teilweise besondere Anforderungen betreffend dem Salzgehalt. Die tropischen Seepferdchen unter den grösseren Arten werden meist zwischen 9 und 20 cm gross.
Die Bestimmung der jeweiligen Art ist für den Laien nicht einfach, da insbesondere die Färbung innerhalb der einzelnen Arten extrem variiert. Hinzu kommt noch, dass es auch Kreuzungen von verschiedenen Arten gibt. Diese Hybride weisen dann häufig Merkmale beider Arten auf.
Seepferdchenartentabelle

Geschlechtsunterschiede

Seepferdchen-Männchen lassen sich auf Grund der Bruttasche (auch Bauch- oder Brusttasche genannt) eindeutig identifizieren. Eine Identifikation auf Grund der Körperform oder der kleinen Flosse beim After ist reine Glückssache! Da sich die Bruttasche erst mit der Geschlechtsreife ausbildet, sind die Männchen erst 2-3 Monate vor der Geschlechtsreife eindeutig erkennbar. Zu Beginn ist die Bruttasche auf dem Schwanz nur als aufgemalter Strich zu erkennen. (siehe Foto) Sie variiert farblich weniger als die Seepferdchen und ist deshalb je nach der Stimmung des Seepferdchens besser oder weniger gut zu erkennen. Sie entwickelt sich innerhalb von weinigen Wochen zu einer eindeutigen Tasche mit einer oben liegenden senkrechten Schlitzöffnung.
Achtung: Bei einigen Arten wie z.B. h. erectus haben oft auch erwachsene Weibchen einen aufgemalten Strich, der sich aber selbstverständlich nicht weiterentwickelt.
Hippocampus kuda, Seepferdchen Hippocampus kuda, Seepferdchen Hippocampus reidi, Langschnäuziges Seepferdchen Männchen Hippocampus reidi, Langschnäuziges Seepferdchen Männchen Hippocampus reidi, Langschnäuziges Seepferdchen Männchen in der Mitte Hippocampus comes, hochschwangeres Männchen

Paarung

Vom Moment an, in dem die Männchen durch einen feinen Strich als solche erkennbar sind, bis zur ersten Geburt dauert es nur etwa 3 Monate. Noch am selben Tag der Geburt oder am Tag danach findet in der Regel schon wieder die Eiübergabe statt. (Setzt eine optimale Ernährung voraus.) Das Männchen balzt um das Weibchen. Es zeigt, durch Kontraktion des Körpers, dass die Bruttasche leer ist und bietet diese weit geöffnet dem Weibchen zur Befüllung an. Das Männchen ist sehr hartnäckig und so dauert dieses Ritual oft 30 Minuten.
Bei vielen Arten zeigen dann die Seepferdchen ihre Bereitschaft zur Eiübergabe durch das Heben der Köpfe an. Durch das Heben des Kopfes wird ein Geräusch erzeugt, dass eine sexuelle Bedeutung hat. Der teils Sternförmige knöcherne Kamm auf der Rückseite des Kopfes, auch als Krone bekannt, ist am hinteren Ende flexibel mit dem Schädel verbunden. Durch die Bewegung rutscht die Kante unter die Krone und schnappt wieder zurück. So wird das knackende Geräusch erzeugt.
Wenn die Positionen stimmen, legt das Weibchen von oben die Eier in die Bruttasche des Männchens. Die Eier sind orange und rund um einen unsichtbaren Faden angereiht. Während dieses Vorganges steigt das Paar langsam bewegungslos auf. Wenige Sekunden später ist die Eiübergabe vollbracht. Das Männchen verteilt die Eier nun mittels schüttelnder Bewegungen in seiner Bruttasche.
Hippocampus reidi, Langschnäuzige Seepferdchen beim Balzen Hippocampus reidi, Langschnäuzige Seepferdchen beim Balzen Hippocampus reidi, Langschnäuzige Seepferdchen beim Balzen Hippocampus reidi, Langschnäuzige Seepferdchen beim Balzen

Natürliches Umfeld

Seepferdchen leben in der Natur gerne in Algenfeldern, auf Hornkorallen oder halten sich an Schwämmen fest. Sie umgreifen mit ihrem Schwanz die Algen oder Gorgonien und verharren so ohne zu schwimmen am gleichen Ort. Um nicht gefressen zu werden verlassen sich Seepferdchen auf ihre Tarnung. Diese Tarnung dient auch ihrer Jagd. Als Lauerjäger warten die Seepferdchen bis sich ihre Beute in unmittelbarer Nähe vom Kopf befindet und schnappen dann zu. Seepferdchen leben Standortbezogen und bilden meist Paare.

Haltung

Wer einmal ein Süsswasseraquarium hatte, der kennt sicher den wohl am weitesten verbreiteten Fisch den Guppy und kann auch von Todesfällen berichten, die nicht auf das Alter der Fische zurückzuführen sind. Die Meerwasseraquaristik ist noch etwas anspruchsvoller betreffend Wasserqualität und es kommen viele zusätzliche Faktoren hinzu, die das Hobby komplizierter machen. Die Seepferdchen wiederum gehören in der Meerwasseraquaristik zu den empfindlicheren Fischen. Bevor man sich an Seepferdchen heranwagt, sollte man unbedingt erste Erfahrungen im Meerwasserbereich gesammelt haben. Seepferdchen sind keine Anfängertiere.

Das Seepferdchenaquarium (Becken/Technik)

Ein Seepferdchenbecken sollte mindestens die Masse 50x50x50cm haben und somit 106 Liter fassen. (Für die Zwergseepferdchenarten reichen auch kleinere Becken 20-60 Liter aus.) Optimal dürfte nach meiner Erfahrung ein Becken zwischen der Grösse 100x40x50cm und 100x50x60cm (lxbxh) sein. Grössere Aquarien ermöglichen jedoch zusätzlichen hilfreichen Besatz. Bei 400 Liter halte ich beispielsweise auch einen Chelmon rostratus im Becken. Noch grössere Becken werden aus strömungstechnischer Sicht kompliziert. Hippocampus reidi und h. kuda, die meistverbreiteten Seepferdchen im Handel, gehören zu den Arten, die relativ viel schwimmen. Für sie ist es wichtig, dass die Höhe von mind. 50cm eingehalten wird. Für Zwergseepferdchen sollte eine Minimalhöhe von 15cm eingehalten werden. Ich empfehle auf Dauer maximal 3 erwachsene Paare (Männchen und Weibchen) in einem 50er Würfel oder pro 100 Liter zu halten. Es ist jedoch auch kein Problem nur ein Paar zu halten. Mehr Männchen als Weibchen wird vielfach zur Rivalität unter den Männchen führen. Reine Männergesellschaften sind da oftmals ruhiger.
Seepferdchen mögen durchaus ab und zu etwas Strömung. Für einen 50er Würfel empfehle ich eine Pumpe mit einer Leistung von 1000l/h, diagonal von unten nach oben gerichtet. Damit ergeben sich Stellen, die eine starke Strömung haben, aber auch sehr strömungsarme Stellen. Der Ansaugpunkt der Pumpe sollte mit einem Schwamm gesichert werden.
Eine gute Versorgung mit Sauerstoff ist besonders in der Nacht wichtig, da die Algen dann Sauerstoff verbrauchen und die beliebte Würfelform eine kleine Oberfläche hat. Ich empfehle einen Abschäumer direkt im Becken zu platzieren. Die weit verbreitete Angst, dass die Seepferdchen die Luftblasen schlucken würden ist nicht gerechtfertigt, solange sie halbwegs genügend zu fressen erhalten.
Der Wasserqualität ist besondere Beachtung zu schenken, da Seepferdchen das Futter nicht ganz verdauen und so das Wasser stark belasten. Der Nitratgehalt sollte nicht über 25mg/l steigen, da sonst verschiedene Krankheiten viel häufiger auftreten.
Meist liest man, dass ein UV-Entkeimer unabdingbar ist. Ich halte meine Seepferdchen von Anfang an ohne UV und verwende es auch nicht in der Zucht. Wenn die Biologie im Meerwasseraquarium stimmt, ist UV nicht nötig. Ozon hingegen setze ich sporadisch ganz schwach dosiert zur Wasserklärung ein.
Seepferdchen mögen weder eine sehr starke Beleuchtung (Steinkorallenbecken) noch dunkle Becken. Schwache HQI oder genügend Röhren sind optimal. LED-Leuchten können im Sommer ein grosser Vorteil sein, was die Wärmeabstrahlung angeht. Es wird kein hoher Blauanteil benötigt. Dieser lässt zudem die grünen Algen unnatürlich weiss wirken.
Die tropischen Seepferdchen lassen sich bei einer Wassertemperatur von etwa 24-26°C gut halten.
Da Seepferdchen zu den empfindlicheren Fischen gehören, muss man das Becken während etwa 6 Monaten gut eingefahren, bevor man die Seepferdchen hinein gibt. Eine traurige persönliche Statistik: Nur einem von 5 neuen Seepferdchenhaltern gelingt es, sie länger als ein halbes Jahr zu halten. Diese Tatsache liesse sich mit einer seriösen Vorbereitung markant verbessern.
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Einrichtung

Seepferdchen bevorzugen ein Becken mit vielen Algen, mit dichten und lichten Stellen. Caulerpaalgen eignen sich besonders gut für Seepferdchenaquarien. Einerseits bieten sie gute Festhalte- und Versteckmöglichkeiten und andererseits entziehen sie durch ihr schnelles Wachstum dem Becken Nährstoffe. Die Caulerpa prolifera sollte in keinem Becken fehlen. Sie wird von den grossen Seepferdchenarten wahrlich geliebt. Die weit verbreitete Caulerpa taxifolia hat den Nachteil, dass sie in regelmässigen Abständen in grossen Mengen abstirbt (vor allem bei Temperatursenkungen) und so kurzfristig für etwa einen Tag das Wasser stark belastet. Zudem ist sie schwieriger unter Kontrolle zu halten, da ihre Wurzeln in jede Ritze des Lebendgesteins hineinwachsen und praktisch nicht mehr entfernt werden können. Die Tellercaulerpa Caulerpa racemosa var. turbinata und die Caulerpa peltata können zur echten Plage werden und bilden dichte Geflechte, in denen sich Seepferdchen mindestens vorübergehend verfangen können. Die Caulerpa racemosa var. laetevirens f. cylindracea dient den Seepferdchen in erster Linie als Versteck. Durch ihre Grösse ist auch ihr Wachstum beachtlich. Auch sie stribt in gewissen Abständen teilweise ab. Caulerpa brachypus und Caulerpa racemosa eignen sich gut als zusätzliche Algen für kleinere Seepferdchen zum Festhalten. Die Caulerpa serrulata schätze ich als Alge für die Nachzucht von Seepferdchen, da sie von der Grösse her optimal ist, schnell wächst, robust ist und trotz ihres dichten Wuchs auch den grossen Seepferdchen nicht zum Verhängnis wird.
Meeressalatarten wie z.B. Ulva fasciata sind schwierig im Aquarium zu halten. Die Drahtalge Chaetomorpha linum sollte mit Vorbehalt verwendet werden. Grosse Seepferdchen mit ausgeprägten Stacheln können sich in ihr mindestens vorübergehend verfangen. Für die Aufzucht von kleinen Seepferdchen eignet sie sich aber sehr gut. Die Cladophora herpestica dient in erster Linie optischen Zwecken. Die Kugelalge Ventricaria ventricosa ist eine Plage, die in kein Becken gehört. Rote Algen hingegen sind ein wichtiger Reiz, der die Farbenpracht der Seepferdchen anregt.
Die Algen müssen etwa 1x pro Monat massiv ausgelichtet werden.
Neben den Algen sollten die Seepferdchen auch harte Gegenstände zum Festhalten haben. Hornkorallen, Kabel und Rohre etc. bis etwa Fingerdicke werden gerne als Festhaltegegenstände genutzt. Wo kein Algendickicht besteht, da sollten den Seepferdchen auch Unterstände oder Höhlen zur Verfügung stehen, in welche sie sich aufrecht zurückziehen können. Lebende Steine in ausreichendem Masse sind die Grundlage eines jeden Meerwasseraquariums und dürfen auch in einem Seepferdchen-Artenbecken nicht fehlen. Beim Bodengrund scheiden sich die Geister. Man kann ein Seepferdchenbecken ganz ohne Sand betreiben. Wenn genügend Algen im Becken sind, dann fällt dies optisch nicht einmal auf. Wenn man sich für einen Bodengrund entscheidet, dann ist es wichtig, dass man diesen auch unter der Oberfläche sauber hält. D.h. man muss ihn entweder regelmässig absaugen oder entsprechende Tiere einsetzen.
Hippocampus reidi und kuda, reidi und kuda Seepferdchen Hippocampus reidi, Langschnäuzige Seepferdchen

Vergesellschaftung

Verschiedene Seepferdchenarten lassen sich vom Verhalten her gut miteinander vergesellschaften. Wenn man darauf achtet, dass die physikalischen Anforderungen gleich sind, z.B. grössere Tropische Arten, dann muss man nur noch beim Füttern darauf achten, dass alle genügend zum Fressen bekommen, da nicht alle Arten gleich aktiv schwimmen. Persönlich vergesellschafte ich meine Seepferdchen gerne nach geografischer Herkunft. Beispielsweise H. erectus mit H. reidi oder H. comes mit H. barbouri etc.
Wenn man weitere Seepferdchen hinzusetzen möchte, dann empfehle ich sie während einem Monat zuhause in Quarantäne zu halten. Ich habe gute Erfahrungen gemacht, mit einem an das Zielbecken gekoppelten Quarantänebecken. Der wichtigste Quarantänefaktor ist das Vermeiden des direkten Körperkontakts mit dem alten Bestand, bis man sich sicher ist, dass die neuen gesund sind und sich an das Wasser gewöhnt haben.
Die Artverwandten Seenadeln lassen sich meist problemlos mit den Seepferdchen zusammen halten. Seenadeln sollte man jedoch nur paarweise halten (nicht mehr der gleichen Art) und auf genügend Artgerechten Schwimmraum in Höhlen etc. achten. (Ein 50er-Würfel ist für die meisten Seenadelarten zu klein!) Da Seenadeln in der Regel keine Nachzuchten sind, müssen sie eine Quarantäne durchlaufen in einem abgekoppelten Becken.
Neben den Seepferdchen gibt es einige Tiere, die eine positive Funktion erfüllen. Andere dienen lediglich der Ergötzung des Betrachters. Sobald man jedoch auch an die Zucht denkt, ist das reine Artenbecken die beste Lösung.
Der Chelmon rostratus frisst mit etwas Glück Glasrosen. Alternativ kommt auch der Acreichthys tomentosus – Seegrasfeilenfisch in Frage.
Mandarinfische sind relativ langsame Fresser und halten das Becken frei von Strudelwürmern (Planarien).
Schnecken, kleine Schlangenseesterne und Borstenwürmer helfen bei der Beseitigung der Futterreste im Becken.
Die Lysmata debelius - Kardinalsgarnele frisst Borstenwürmer.
Da Seepferdchen langsame Fresser sind, sollte generell auf alle hektisch schwimmenden oder schnell fressenden Fische verzichtet werden. Kauderni beispielsweise fressen das Futter nur bis es auf dem Boden liegt und lassen den Seepferdchen somit genügend Futter übrig.

Feinde

Neben der Fresskonkurrenz haben Seepferdchen auch direkte Feinde. Grosse Raubfische fressen auch Seepferdchen. (Kauderni fressen etwa ab dem 4. Monat neugeborene Seepferdchen.)
In einem Seepferdchenbecken muss gänzlich auf Anemonen verzichtet werden. Das gilt auch für kleine Feueranemonen (Mayos) oder Glassrosen. In grösseren Seepferdchenbecken habe ich mit der Zugabe eines Chelmon rostratus zur Bekämpfung der Glasrosen sehr gute Erfahrungen gemacht.
Krabben gehören nicht ins Seepferdchenbecken! Bei Scherengarnelen und Einsiedlerkrebsen mit grossen Scheren muss man individuell den Test machen. Ich habe mit Garnelen gute Erfahrungen gemacht. Meist sind sie nicht ernsthaft gefährlich, können aber die Seepferdchen belästigen.
Seeigel mit langen dünnen Stacheln bergen gleichfalls ein hohes Risiko und grosse Seesterne können auch zur tödlichen Gefahr werden.

Die kleinen Gänsefussseesterne wandern ab und zu über die Seepferdchen. Ich konnte nur selten leichte, negative Auswirkung davon beobachten. Deshalb beschränke ich die Zahl der Asterina-Seesterne bei den stationäreren Seepferdchenarten vorsorglich auf ein Minimum und entferne grosse Exemplare von den Seepferdchen, wenn ich sie auf ihnen sehe. Kleine Borstenwürmer in normaler Anzahl sind in der Regel keine Gefahr für Seepferdchen. Ebenso Schnecken und kleine Schlangenseesterne.
Hippocampus comes mit Seestern auf dem Rücken Hippocampus comes mit Seestern auf dem Rücken Hippocampus comes mit Schnecke unten an der Brust

Futter

Seepferdchen sind Futterspezialisten. Am liebsten fressen sie Lebendfutter. Als Jungtiere fressen sie Copepoden, Artemia etc. Im Erwachsenenstadium fressen sie unter anderem Artemia, Mysis, Krill, Garnelen und Mückenlarven. Trotz der reichen Palette, die Seepferdchen fressen würden, empfehle ich ausschliesslich Futter aus dem Meer zu verfüttern. Kaufen Sie nur Futter guter Qualität in grösseren Mengen, das Sie dann selbst zwischenlagern. Auf diese Weise haben Sie auch bei einem vorübergehenden Lieferengpass noch genügend Futter. Ich füttere zu 95% Mysis, sowie zeitweise zusätzlich wenig feinen Krill. Alles was so lange wie das Maul ist, wird gefressen. Grosse Stücke werden regelrecht zerfetzt. Den eigenen Nachwuchs fressen sie nicht. Die Umgewöhnung auf Frostfutter ist für die erfolgreiche Aquarienhaltung entscheidend, da Seepferdchen schlechte Verwerter sind. Junge Seepferdchen fressen deshalb bis zu 2'000 kleine Krebschen pro Tag! (eigene Hochrechnung; andere Quellen berichten von bis zu 3'500) Das Algendickicht dient als Refugium für Kleinstlebewesen und fördert den Jagdinstinkt der Seepferdchen. Diese kommen so zwischendurch zu kleinen Snacks. Einmal auf Frostfutter umgestellt sollte lebendes Futter nur noch in kleinsten Mengen gereicht werden um die Lust nach dem Frostfutter nicht zu mindern.
Um die Belastung mit Nährstoffen und Keimen im Wasser möglichst tief zu halten, sollte das Frostfutter unter laufendem Wasser aufgetaut und anschliessend sogleich verfüttert werden.
Seepferdchen orientieren sich stark am Geruch. Wenn neu angeschaffte Seepferdchen nicht fressen, dann versuchen Sie es mit Frostmysis von verschiedenen Lieferanten. Auf der anderen Seite kann es zur vorübergehenden Futterverweigerung kommen, wenn man den Lieferanten wechselt. D.h. man sollte immer noch eine Platte übrig haben, wenn die neue Futterlieferung eintrifft.
Man kann die Seepferdchen entweder mit einer Futterreuse immer am gleichen Platz füttern oder die Mysis gleichmässig in der Strömung treiben lassen. Die erste Variante hat die Vorteile, dass man einfacher überprüfen kann, ob alle Seepferdchen fressen. Ausserdem kann man überzähliges Futter wieder entfernen. Die zweite Methode fördert den Jagdinstinkt und entspricht eher den natürlichen Bedingungen. Seepferdchen sollten 2x am Tag gefüttert werden. Die Menge muss so bemessen sein, dass nach einer halben Stunde alles aufgefressen wurde! Ausnahmsweise z.B. während den Ferien reicht auch nur eine Fütterung pro Tag. Die Menge sollte aber so bemessen sein, dass die Seepferdchen nicht Kugelrund werden. Vor dem Fressen sollten die beiden Brustseiten ungefähr gerade sein und weder markant nach innen, noch nach aussen gewölbt sein.
Futtergarnelen

Krankheiten

Bei Seepferdchen treten 4 Krankheiten am häufigsten auf.

Würmer

Kiemenwürmer und Würmer im Darmbereich sind ein häufig anzutreffendes Problem bei importierten Seepferdchen. Deshalb ist eine Entwurmung zu Beginn Pflicht um unnötige Ausfälle zu vermeiden. Panacur wird beispielsweise mit 500mg auf 67 Liter dosiert. mindestens 3 Tage lang angewendet und nach 4 Tagen wiederholt um evtl. noch geschlüpfte Eier abzutöten.

Gasblasenkrankheit

Die Gasblasenkrankheit kann durch eine schlechte Wasserqualität hervorgerufen werden. Es entstehen Gasblasen unter der Haut und das Seepferdchen erhält dadurch Auftrieb. Oftmals beginnt diese Krankheit mit Gasblasen im Schwanzbereich, so dass die normale Schwimmlage des Seepferdchens beeinträchtigt wird. Dies kann so weit gehen, dass das Seepferdchen hilflos an der Wasseroberfläche treibt, da es nicht mehr gegen den Auftrieb ankommt. Ohne Behandlung führen dann der Stress/die Anstrengung und Futtermangel zum Tod. Zu grosse Gasblasen die unter der Haut sitzen müssen mit einer möglichst feinen Nadel aufgestochen werden. Die Blasen sind erst dann zu gross, wenn das Seepferdchen schwimmunfähig ist, da das Aufstechen eine Infektionsgefahr birgt. Generell sollte man beim Auftreten der Gasblasenkrankheit jedoch die Strömung überprüfen. Diese sollte vor allem in Würfeln von unten nach oben gerichtet sein, so dass auch nachts in den tieferen Regionen genügend Sauerstoff vorhanden ist und keine strömungstoten Stellen entstehen.
Die Krankheit kann auch mit guten Erfolgschancen Medikamentös behandelt werden. Diamox (von Goldshield Pharmaceuticals) über den Tierarzt bezogen ist wie folgt anzuwenden: Behandlung bei Zimmertemperatur in einem 25kg Salzeimer und einer leichten Belüftung so dass eine leichte Strömung entsteht. 20 Liter Wasser aus dem Aquarium mit einer ganzen aufgelösten 250mg Tablette versehen. Danach täglich 50% Wasserwechsel (10 Liter) mit 1/2 Tablette. Behandlungsdauer min. 3 uns max. 10 Tage.
Hippocampus comes, Seepferdchen mit Gasblasenkrankheit

Bei den Männchen kann es sein, dass die Gasblasen im Brutbeutel entstehen. Die Theorie, dass Luft in die Brusttasche eindringt und nicht wieder heraus kann, betrachte ich als unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist die Möglichkeit, dass nicht alle Seepferdchenbabies herausgepresst wurden oder anderer Dreck zur Gasbildung in der Bauchtasche führt. Manchmal entsteht dieses Problem bei alten Männchen, deren Weibchen keine Eier mehr produzieren. In diesem Fall kann die Entlüftung der Tasche durch die vom Seepferdchen zusammengepresste natürliche Öffnung das Problem beheben. Zu beachten ist, dass sich das Seepferdchen dagegen wehrt und es nicht durch etwas Spitzes verletzt werden darf.
Folgende Anleitung wurde bereits mehrmals erfolgreich umgesetzt:
Bei einer dicken Spritze (1mm) ist die Spitze abzufeilen, so dass keine Gräte oder scharfen Kanten übrig bleiben. Alternativ kann auch eine Knopfkanüle verwendet werden. Mit ihr langsam Beckenwasser aufziehen. (langsam = keine Blasen) Dann kommt das Fingerspitzengefühl: Das Pferdchen mit der schwächeren Hand von unten umfassend in der Hand fassen und die Bauchtasche nach oben drehen. Handrücken nach unten, das ganze knapp unter Wasser! Das Pferdchen wehrt sich recht stark, wenn es noch bei Kräften ist. Dann vorsichtig die Nadel durch die natürliche Öffnung einführen. Das Pferdchen klemmt die Taschenöffnung zu. Deshalb die Nadel vorsichtig ein wenig hin und her bewegen, bis die Nadel einige mm diagonal von oben eingeführt werden kann. Nun mit der anderen Hand (2 Finger der Hand, die das Pferdchen hält) die Bauchtasche von unten her massieren, so dass die Luft nach oben entweichen kann. (Luftblasen entweichen sichtbar.) Wenn das Gröbste draussen ist, langsam etwas Wasser aus der Spritze in die Bruttasche spritzen (dehnt sich wieder aus) und auch diese noch herausmassieren. Oftmals kommt so noch mehr Gas aus der Bruttasche. Es braucht etwas Mut, doch die Behandlung kann im besten Fall für mehrere Monate wirken. Sobald das Pferdchen nur noch an der Oberfläche klebt, verhungert es sonst und verendet wegen Erschöpfung. Die Behandlung lohnt sich somit.
Alternativ kann man auch versuchen, die Bruttasche mit einer Diamoxlösung zu spülen. 250mg Diamox auf 0,8 Liter Wasser. Im Abstand von jeweils 2 Tagen 3x behandeln.
Spritzen für Gasblasenkrankheit
Manchmal bilden sich kleine Bläschen, meist am Schwanz oder am Kopf, die mit einer weissen Masse gefüllt sind, welche meist durch die Haut hindurchschimmert. Diese "Pickel" geben zwar keinen Auftrieb, doch sie können das Seepferdchen behindern. Man kann sie aufschneiden und die Wunde danach desifizieren. Ich vermute, dass diese Krankheit bei Inzucht-Nachzuchten häufiger auftritt.

Weisse Flecken

Weisse Flecken werden sichtbar, wenn es zu Verpilzungen oder Infektionen kommt. Dies beginnt gerne an der Schwanzspitze oder am Kopf und geht so weit, dass wunde Stellen entstehen und das Seepferdchen sich nicht mehr mit dem Schwanz festhalten kann. Einmal so weit, steigt der Energiebedarf für das permanente Schwimmen zu stark an und das Seepferdchen wird eingehen.
Schwimmweise mit gestrecktem Schwanz und das nicht nach vorne Einrollen des Schwanzes von der Schwanzspitze her sind meist Vorzeichen für eine sich ausbreitende Infektion oder das das Tier eine solche lebensgefährliche Infektion überstanden hat. Bei solchen Tieren sollte man vom Kauf absehen.
Auslöser sind oftmals Vernesselungen von Glasrosen oder Anemonen (siehe Feinde) in Kombination mit Vibrionen. Zur Behandlung muss besonderer Wert auf die Wasserqualität gelegt werden. Eine verbesserte Umwälzung im Becken, d.h. eine Erhöhung der Strömung kann sich auch positiv auswirken. Medikamentöse Behandlungen mit Antibiotika können ebenfalls erfolgreich sein. Kamayzin oder Neomycin werden jeweils 12,5mg/l dosiert. Am effektivsten ist eine äusserliche Behandlung kombiniert mit einer oralen Behandlung. Dafür lässt man lebendige ausgewachsene Artemien für 2 Stunden in einer frisch angesetzten konzentrierten Antibiotika-Lösung schwimmen, bevor man sie verfüttert. Alternativ kann man das Antibiotika auch direkt in tote Mysis hineinspritzen und so verfüttern.
Anmerkung: Auch Seepferdchen können Resistenzen gegen Antibiotika aufbauen. Setzen Sie Antibiotika nur wenn nötig ein. Befolgen Sie die Behandlungsdauer von 10 Tagen strikt.
Kupierte Schwanzspitzen deuten auf eine überwundene Krankheit hin. Solche Tiere sollten sie nicht erwerben!
oft beginnt es an der Schwanzspitze in diesem Stadium wird es kritisch Hippocampus kuda, Seepferdchen mit bakterieller Infektion

Verlust des Saugreflexes

Manchmal wollen Seepferdchen fressen, doch irgendwie verlieren sie ihre Saugkraft. Es ist ihnen dann nicht mehr möglich die Mysis durch die Schnauze zu saugen. Sie verhungern langsam. Bis zum Tod kann es 3 Monate dauern, ab dem Zeitpunkt, in dem die Nahrungsaufnahme unmöglich ist. Hier ist mir keine wirklich Erfolgversprechende Behandlung bekannt. Manchmal nützt eine Wurmkur, wenn sie früh genug durchgeführt wird.
Wenn Sie unabhängig von der Fütterung ein heftiges Atmen, häufiges Würgen oder abspreizen des Schluckknochens beobachten, dann sollten Sie vom Kauf dieser Tiere absehen.
Hippocampus barbouri, barbouri Seepferdchen extrem abgemagert

Seepferdchen kaufen

Beim Kauf von Seepferdchen gilt es verschiedenes zu beachten. Einerseits sollte man keine kranken Tiere mit den oben beschriebenen Symptomen kaufen. Andererseits auch keine Seepferdchen aus Becken erwerben, in denen auch nur ein einziges solche Symptome aufweist. Erwerben Sie keine Tiere zur Rettung! Wenn Sie es trotzdem versuchen wollen, dann lassen Sie sich die Seepferdchen kostenlos geben, damit nicht der Handel mit kranken Tieren unterstützt wird und seien Sie sich dessen bewusst, dass Sie das Quarantänebecken nach der Behandlung vollständig desinfizieren müssen.
Optimaler Weise werden die Seepferdchen beim Händler in einem separatem System ohne andere Fische gehalten. Da Seenadeln im Handel idR Wildfänge sind, sollten diese nicht im gleichen System wie die Seepferdchen-Nachzuchten gehalten werden. (Die Quarantänedauer ist beim Händler immer zu kurz!)
Kaufen Sie wenn möglich Nachzuchten. (Begründung siehe unten) Wenn Sie diese direkt vom Züchter kaufen, dann besteht auch die Verseuchungsgefahr beim Händler nicht.
Kaufen Sie keine kleinen Tiere. Die meisten Seepferdchen sollten mindestens 7-8cm gross sein, um gute Überlebenschancen zu haben.
Kaufen Sie nur Tiere, die Sie persönlich haben Frostmysis fressen sehen.
Seepferdchen sind CITES-pflichtig - lassen Sie sich immer einen schriftlichen und unterzeichneten Herkunftsnachweis (oder eine detailierte Rechnung) aushändigen.
Noch eine persönliche Anmerkung: Kaufen Sie Seepferdchen nicht wegen ihrer Farbe. Diese ändert sich mit der Zeit meist und manchmal schon unmittelbar nach dem Einsetzen in ein neues Becken. Orange wird zu gelb und sogenannte Pinots werden normal gefärbt. Das gleiche gilt für spezielle Tiere. Brasilianische Giants sind adulte Wildfänge mit einer nur noch bescheidenen Lebenserwartung, welche sich nur schwierig an die Bedingungen im Aquarium anpassen lassen. Die Nachkommen dieser Tiere sind dann „normale“ H. reidi.
Beim Transport sollte eine Möglichkeit zum Festhalten geboten werden, z. B. in Form von Luftschlauchstücken. Bei kurzen Transporten eignen sich dazu auch Algen.

Nachzucht

Die Nachzucht von Fischen in der Meerwasseraquaristik ist aufwändig und birgt verschiedene Schwierigkeiten. Sind diese einmal gelöst, lassen sich Erfolge erzielen und auf diese Weise die natürlichen Ressourcen schonen. Die Nachzucht von Seepferdchen ist für Meerwasserfische zwar relativ einfach, erfordert jedoch trotzdem höchste Disziplin und einen grossen Zeitaufwand. Marine Nachzuchten tragen zum Schutz der Riffe bei und schonen die natürlichen Bestände. Nachzuchten sind gesund und futterfest, sowie bereits an die Verhältnisse in Aquarium angepasst. Dadurch sind sie stabil und langlebig. Arten die relativ einfach nachgezogen werden können, sollte man nicht mehr als Wildfänge erwerben. Nachzuchten kosten zwar nicht weniger, doch langfristig tun Sie sich und der Natur einen grossen Gefallen mit deren Erwerb. Zu Beginn jeder Nachzucht steht das laichbereite Fischpaar. Männchen und Weibchen müssen dazu zusammen finden und sich wohl fühlen. Eine üppige und vitaminreiche Fütterung ist der Ablaichbereitschaft meist zuträglich und verkürzt die Ablaichintervalle.
Wenn die jungen Seepferdchen aus der Obhut des Vaters entlassen werden, müssen sie vor Fressfeinden geschützt werden. Die Eltern gehören bei den Seepferdchen nicht zu diesen Feinden. Es empfiehlt sich trotzdem die jungen Seepferdchen einzufangen und zu separieren, damit sie vor der Technik des Elternbeckens geschützt werden.
Einmal separiert hat man folgende Hauptprobleme:
• Die Wasserqualität muss gewährleistet werden.
• Das Futter muss artgerecht und in ausreichender Menge vorhanden sein.
• Die Belüftung und Strömung muss angepasst sein.

Wasserqualität

Die enorme Verfügbarkeit des Futters steht im Widerspruch zur guten Wasserqualität. Es muss sichergestellt werden, dass die Wasserqualität konstant gut bleibt. Mann muss somit einerseits regelmässig den Boden absaugen und andererseits konstant einen gewissen Austausch des Wassers sicherstellen, ohne dass das Futter übermässig ausgespült wird.
Optimaler Weise sollte das kleine System der jungen Seepferdchen irgendwie an den Wasserkreislauf des grossen Meerwasseraquariums gekoppelt sein. Dies ist die beste Garantie dafür, dass die Wasserqualität gut genug bleibt. Natürlich kann man das kleine System auch direkt in das Becken der Eltern hinein geben. Aber auch bei einem Einhängebecken ist auf einen gezielten Wasseraustausch zu achten.
Wer diese Möglichkeit nicht hat, der muss mindestens täglich 10% oder wöchentlich 50% Wasserwechsel mit gut gereiftem Wasser machen.
Je nach Belastung im Aufzuchtbecken sollte alle 4-7 Tage dieses völlig geleert und mit einer Bürste gereinigt werden um Bakterielle Ablagerungen zu entfernen. Die kleinen Seepferdchen verfangen sich sonst mit ihren Stacheln in diesen schleimigen oft fadenartigen Ablagerungen und gehen dann an übermässigem Energieverbrauch zu Grunde. Die zum Festhalten dienenden Pflanzen müssen auch ersetzt werden. Als Alternative dienen hier künstliche Festhaltegegenstände aus Kunststoff, die gut gereinigt werden können.
Einige Züchter senken die Wassertemperatur um ein paar Grad Celsius um Dank der geringeren Bakterienwachstumsraten die Erfolgsquoten zu erhöhen. Anscheinend hat das Absenken der Temperatur jedoch den Nebeneffekt, dass die Geschlechter nicht gleich häufig ausgebildet werden. Ausserdem wirkt es sich negativ auf das Wachstum aus. 22°C sind die Untergrenze für die Aufzucht tropischer Seepferdchen.
Die Salinität sollte maximal 35ppm betragen. Eine Absenkung kann sich positiv auf das Wachstum auswirken.
gekoppelter Wasserkreislauf künstliche Festhaltegegenstände aus Kabelbindern separate Becken mit Heizung und Belüftung

Strömung

Natürlich spielt auch der Sauerstoffgehalt im Wasser eine Rolle. Deshalb ist eine leichte Belüftung mittels einer Luftpumpe notwendig.
Zu guter Letzt spielt die Wasserbewegung (Strömung) oftmals die entscheidende Rolle. Z.B. bei Seepferdchen muss während der pelagischen Phase (die Zeit, in der sie frei herumschwimmen und sich noch nicht mit dem Schwanz irgendwo festhalten) sichergestellt werden, dass die Strömung die neugeborenen Seepferdchen in der Schwebe hält und somit fern vom Boden oder der Wasseroberfläche. Dies erreicht man am besten mittels einer Kreisförmigen Strömung mit horizontaler Achse. Die Strömung erzeugt man entweder durch einen Wasserstrahl oder durch einen Luftheber ohne Ausströmerstein. Ein runder Behälter erleichtert die Strömung.
Die Stärke der Strömung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sie darf die Seepferdchen nicht ermüden und auch nicht beim Fressen störend sein. Während der pelagischen Phase benötigen die Seepferdchen mehr Strömung als danach. Auf der anderen Seite kann eine stärkere Strömung bei der Umgewöhnung auf Frostfutter hilfreich sein.

Futter

Das richtige Futter in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen ist die Grösste Herausforderung in der Aufzucht von Seepferdchen. Neugeborene Seepferdchen fressen ausschliesslich lebendiges Futter und in den ersten Tagen ist fast jedes Futter für sie zu gross. Hinzu kommt, dass junge Seepferdchen bis zu 2'000 kleine Krebschen pro Tag fressen! Wer in Küstennähe wohnt, der kann sich das Futter frisch aus dem Meer besorgen. Den anderen bleib nichts anderes übrig, als entweder das Futter zu importieren, was leider unbezahlbar ist oder es selbst zu züchten.
Da auch die Nachzucht von Copepoden etc. im benötigten Umfang nicht leicht ist, kommen oft Artemianauplien als Notfutter zum Einsatz.
Je nach der Grösse der Neugeborenen sind diese von Anfang an in der Lage Artemianauplien zu fressen oder erst nach bis zu 2 Wochen, wenn sie entsprechend gewachsen sind. Die entscheidende Grösse der Neugeborenen liegt bei etwa 9 mm.

Grünwassermethode

Die Grünwassermethode ist für kleine Neugeborene bis ca. 8mm in den ersten Tagen empfehlenswert. Dies sind z.B. h. reidi, h. kuda und die kleinere Art der h. erectus.
Gute Erfolgschancen bietet hier eine Mischung aus Phyto- und kleinstem Zooplankton. Nanochloropsis salina ist eine sehr robuste und pflegeleichte Microalge. Sie entzieht dem Wasser Nährstoffe und dient dem Zooplankton als Futter. Ausserdem soll sie leicht antibakteriell wirken. Gefüttert wird die Alge, indem man sie düngt. Verfüttert jedoch erst dann, wenn die Nährstoffe aufgenommen wurden, da Phytoplankton nicht abgesiebt wird, sondern mitsamt dem Wasser zum Zooplankton hinzugegeben wird. Als Basiskultur für das Zooplankton dienen Brachionus und vor allem Copepoden. Die jungen Seepferdchen müssen von einer hohen Dichte dieses Futters umgeben sein. Das Becken ist dabei leicht zu belüften ohne die Verwendung eines Ausströmersteins.
Die Brachionus verteilen sich gleichmässig im ganzen Volumen. Am besten sieht man sie an der Oberfläche als winzige (weisse) Punkte, die sich minimal bewegen. Für sie ist neben Phytoplankton z.B. Selco ein gutes Futter oder auch Hefe etc. Zum Absieben braucht man ein feineres Sieb als zum Absieben von Artemianauplien. Am besten bestellt man sich die Gaze im Internet und bastle sich das Sieb selbst.
Copepoden lassen sich in Eimern (im Sommer im Freien, z.B. auf dem Balkon) vermehren. Dazu füllt man 25kg Salz-Eimer zu 2/3 mit Wasser aus dem Aquarium und impft diese mit verschiedenen Copepoden an. Die Copepoden kann man entweder im eigenen Becken von den Rändern absaugen oder sich eine Startkultur zulegen. Im Freien belüfte ich die Eimer nicht. Zeitweise scheint bei mir die Sonne auf die Kübel und das Wasser wir bis zu 30 Grad warm. Bei Aussentemperaturen von über 30 Grad sollte man die Kübel vor direkter Sonneneinstrahlung schützen.
Damit das Zooplankton auch einen guten Nährwert hat, muss es Phytoplankton fressen oder z.B. Ersatzfutter wie z.B. Selco plus und zwar bis kurz bevor es selbst von den Pferdchen oder Larven gefressen wird. Füttern darf man das Zooplankton nicht viel. Spirulinapulver, zerriebene Flocken, Granulat, Frostfutter oder Salat in ganz kleinen Mengen eignen sich dazu. Copepoden werden grösser als frisch geschlüpfte Artemianauplien. Es gibt substratgebundene Arten und freischwimmende. Man kann die ausgewachsenen Exemplare gut mit dem Artemiasieb entnehmen. Die für die Aufzucht wertvollen Nauplien jedoch sind deutlich kleiner und müssen wie Brachionus ausgesiebt werden. Insekten etc. fische ich Täglich aus den Eimern ab, damit das Wasser möglichst gut bleibt. Falls eine dicke Haut an der Oberfläche entsteht, muss diese weg, denn diese mindert den Sauerstoffaustausch und stört beim Absieben der Futtertiere. Ziel wäre, dass das Wasser 1x pro Tag klar wird statt milchig zu sein. Grün ist OK. Versuche mit Korallenbruch am Boden des Eimers wirkten sich bei mir negativ aus.
Das Zooplankton muss vor der Geburt in ausreichender Menge vorhanden sein. Ansonsten wird es nie reichhaltig genug sein.
Copepodenzucht im Freien Copepodenzucht im Keller

Artemianauplien

Grössere Neugeborene ab ca. 9mm können von Beginn an Artemianauplien fressen. Entscheidend ist in den ersten Tagen, dass die Nauplien klein sind, einen hohen Nährwert haben und möglichst frisch geschlüpft sind, denn sonst können die neugeborenen Seepferdchen diese nicht mehr verdauen. Hinzu kommt, dass Artemianauplien sobald sie ihren Dottersack verbraucht haben, nach etwa 48 Stunden, praktisch keinen Nährwert mehr haben. Gefüttert wird 3x pro Tag bei guter Beleuchtung. Somit müssen auch 3x pro Tag frische Artemien angesetzt werden. Füttern Sie zu Beginn nicht zu viel, so dass die Nauplien nach dem Fressen für eine Weile im Magen bleiben und nicht sogleich vom neuen Futter herausgedrückt werden. Zeitspannen von mindestens 3 Stunden zwischen den Fütterungen sind in den ersten Wochen optimal. Nach etwa 3 Wochen muss die Menge der Artemianauplien pro Fütterung verdoppelt werden.
Junge Seepferdchen können sehr wohl zwischen Artemianauplien und den unverdaulichen Schalen unterscheiden. Wenn genügend Futter vorhanden ist, werden die Schalen äusserst selten geschluckt. Trotzdem sollten möglichst wenige Schalen ins Aufzuchtbecken gegeben werden, damit die Wasserqualität nicht unnötig verschlechtert wird. Kaufen Sie deshalb Artemia mit guten Separationseigenschaften. (Schalen steigen an die Oberfläche.) Dann können Sie die Artemianauplien durch gezieltes Absaugen aus der Flasche leicht von den Schalen trennen.
Alternativ kann man Artemiaeier auch chemisch dekapsulieren. Dies läuft in 3 Schritten ab. Zuerst muss man die getrockneten Eier eine Stunde lang wässern, bis sie wieder hydriert und rund sind. Danach wird wenige Minuten lang mit Haushaltsbleiche sodium hypochlorite dekapsuliert bis die ehemals braunen Eier zu 90% orange sind. Zum Schluss muss man den chemischen Vorgang stoppen/stabilisieren. Dies kann am einfachsten mit Apfelessig erreicht werden.
Es ist möglich Seepferdchen nur mit Artemianauplien aufzuziehen, doch man sollte versuchen auch Copepoden zu reichen und nur den nicht abdeckbaren Bedarf mit Artemien zu bestreiten. In dieser Phase ist es möglich die kleinen Seepferdchen in relativ grossen Becken zu halten, da sie aktiv dem Futter nachjagen.
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Angereicherte Artemien

Nach etwa 4-6 Wochen werden die Artemianauplien zu klein um den Futterbedarf der gewachsenen Seepferdchen zu decken. Mit gut 2cm Länge sind die Seepferdchen aber noch zu klein um auf Frostmysis umgewöhnt zu werden. Nun müssen lebendige Artemien in passender Grösse gefüttert werden. Dazu benötigt man Siebe mit unterschiedlicher Maschenweite. Da die Artemien nährwertmässig zwei Tage nach dem Schlupf nur noch so gut sind, wie das was sie gefressen haben, ist nun die Anreicherung ein wichtiges Thema. Artemien kann man z.B. mit Algen, Hefe oder Eigelb füttern. Für die Anreicherung kommen einerseits spezialisierte Produkte zum Einsatz, auf der anderen Seite auch Fischöle und Vitaminpräparate. Ausgewachsene Artemien sind nach 8 Stunden voll angereichert. Kleinere brauchen länger – je nach Grösse bis zu 24 Stunden.
Neben vielen Produkten die fixfertig zum Kauf angeboten werden, kann ich folgende Mixtur zur Anreicherung empfehlen:
Emulsion mit mind. 6% Lebertran (bitte vom Fisch und nicht wie früher vom Waal), hartgekochten Eigelb (1 g), wasserlösliche (10 g) und fettlösliche Vitamine (2 g) in 100 ml Meerwasser. Die Mischung wenn möglich 5 min homogenisieren und bei 4°C bis zum Gebrauch lagern. Die Artemien ca. 12 Stunden bei 24-28°C in der Emulsion schwimmen lassen und dabei leicht belüften. Danach verfüttern.
Zusätzlich zu den lebendigen Artemien kann man versuchen Frost-Cyclops zu füttern.
Die meisten Seepferdchenarten haben nun die pelagische Phase überstanden und halten sich vermehrt irgendwo fest beim Fressen. Damit die Futterdichte gross genug ist, muss das Becken nun wieder klein sein.

Mysis

Etwa nach 3 Monaten mit einer Grösse von 3-5 cm kann mit der Umgewöhnung der Seepferdchen auf Frostmysis begonnen werden. Dazu gebe ich vereinzelte ausgesuchte kleine Mysis ins Aufzuchtbecken. Eine stärkere Belüftung sorgt zugleich für eine leichte Bewegung der toten Mysis und erhöht somit den Fressreiz. Sobald die ersten Seepferdchen beginnen Mysis zu fressen, dann reduziere ich die Artemien. Wenn alle Frostmysis fressen stelle ich die Fütterung von Artemia, Cyclops etc. ganz ein.

Nun sind die grössten Hürden überstanden und die Zucht ist gelungen. Die Nachzuchten können fortan wie die ausgewachsenen Seepferdchen behandelt werden.

Oft werde ich gefragt, wie viele Seepferdchen ich pro Wurf durchbringe. Die Frage kommt meistens dann auf, wenn man seine eigenen Erfolge oder Misserfolge bewerten möchte.
Generell kann man sagen, dass falls die Seepferdchen in den ersten 3 Tagen sterben, das Wasser oder die Sauerstoffversorgung mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht gut genug ist. Wenn die Seepferdchen zwischen Tag 4 und 7 sterben, dann ist die Chance gross, dass sie verhungern. Danach kommt es auf eine konstante Pflege darauf an und vor allem auf ausreichend gutes Futter.
Was nun meine Quoten betrifft, kommt es darauf an, wie viel Zeit ich habe und was man unter durchbringen versteht. Einige Beispiele:
• Comes/Barbouri die ersten 6-8 Wochen bei vernünftigem Zeitaufwand ca. 80%
• Comes/Barbouri 6 Monate auf Frostfutter umgestellt bei konstanter Pflege ca. 40%
• Reidi die ersten 4 Wochen bei vernünftigem Zeitaufwand ca. 50%
• Reidi 6 Monate auf Frostfutter umgestellt bei konstanter Pflege ca. 40%
Bei unregelmässiger Pflege (Wochenweiser Abwesenheit) bin ich mit 1 Pferdchen pro Wurf zufrieden. Um mehr als 40% regelmässig durchzubringen, muss man den Aufwand markant steigern durch anreichern des Futters etc.
Hippocampus comes und barbouri, junge comes und barbouri Seepferdchen Hippocampus comes, junges comes Seepferdchen mit Vater Hippocampus barbouri, junges barbouri Seepferdchen mit Mutter

Mit der Zeit werden sich neue Probleme ergeben. So genannte Miniquallen werden sich vermehren. Sie sind einerseits Futterkonkurrenten für die jungen Seepferdchen und andererseits können sie die Seepferdchen mit ihrem Nesselgift schwächen. Man sollte die Anzahl der Miniquallen deshalb durch manuelle Entfernung so tief wie möglich halten. In nicht gekoppelten Aufzuchtbecken kann mit Fenbendazole behandelt werden. Natürliche Fressfeinde sind kleine Nacktschnecken wie z.B. die Tenellia fuscata.
Miniqualle Miniqualle

Tipps

Weniger ist oft mehr. Wenn Sie nur wenige neugeborene Seepferdchen abschöpfen, steigt dafür die Überlebenschance jedes einzelnen.

Wenn neugeborene Seepferdchen immer an der Oberfläche kleben, kann man das Becken vorübergehend von oben abdunkeln und seitlich beleuchten. Das Lebendfutter sammelt sich beim Licht und lockt die Seepferdchen von der Wasseroberfläche weg.

Die Aufzucht der einzelnen Würfe wird sich überschneiden, so dass mehrere Becken für die verschiedenen Entwicklungsstadien von Nöten sein werden.

Kreuzungen

Wer verschiedene Arten kreuzt und erfolgreich aufzieht, der sollte dabei bedenken, dass für die Erhaltung der Artenvielfalt rassereine Tiere von Nöten sind.
Ich bitte alle Züchter bei der Weitergabe von Kreuzungen diese genau zu deklarieren und die Käufer über die Problematik aufzuklären.

Lesen Sie mehr über die Nachzucht bestimmter Seepferdchenarten

Fotos

Weitere Seepferdchenfotos finden Sie in unseren Fischgalerien.

Herkunftsnachweis

Der Artenschutz bedingt in vielen Ländern eine Herkunftsbescheinigung der gehaltenen Tiere. Achten Sie darauf, dass Sie die Tiere ausschliesslich zusammen mit einem Herkunftsnachweis erwerben und geben Sie Ihre Nachzuchten auch zusammen mit einem solchen ab.

Schlusswort

Ich wünsche allen viel Erfolg bei der Pflege und Nachzucht von Seepferdchen. Es ist ein Hobby, das zur Leidenschaft wird. Wir ermöglichen dadurch vielen Menschen den Zugang zu diesen fabelhaften Tieren. Nur wenige Menschen werden das Glück haben, Seepferdchen in der freien Natur bewundern zu können. Mit unserem Hobby stärken wir das Interesse für die Seepferdchen und leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz.

Persönliche Beratung und Hilfe nur im Forum

Gerne stehe ich auch Ihnen mit meinem Rat zur Seite. Wenn Sie eine Frage oder ein Problem haben, dann stellen Sie diese bitte in meinem Forum: AquaristikForum.ch Danke!

Die Kurzversion zum Ausdrucken für Ihre Kunden finden Sie hier als Seepferdchen Haltungsempfehlung
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